Das schöne Amt eines „Chief Technology Officer“ hat US-Präsident Obama geschaffen und mit dem Politikwissenschaftler Aneesh Chopra besetzt. Im Interview stellt Chopra jetzt einige Initiativen der US-Regierung in den Bereichen IT und Innovation vor. Erstaunlich ist, wie umfassend das Thema Kommunikationstechnologie in dieser einen Hand gebündelt wird – von Teleanwendungen im Gesundheitswesen über Patentsystem und Beschaffungswesen bis zu intelligenten Stromnetzen. Neben sinnvollen Initiativen steht jedoch auch abseitiges – etwa die Einführung des Neuererwesens im militärisch-industriellen Komplex via Internet. Auch die Telematik im Gesundheitswesen, in Deutschland als elektronische Gesundheitskarte bekannt und berüchtigt, ist eins von den Lieblingsthemen des CTO. Ob das teuerste Gesundheitswesen der Welt durch IT wirklich billiger wird?
Wie in Deutschland auch sollen in Zukunft verstärkt Steuerermäßigungen für Forschung und Entwicklung die Innovationstätigkeit ankurbeln (anders als das Handelsblatt meint, ist DIE LINKE nicht dafür). Zudem soll mehr Geld in die amerikanische Forschungsförderung, die Ausbildung und in Infrastrukturen fließen. Alle diese Maßnahmen sind aus hiesiger Sicht nicht besonders revolutionär und zeigen, dass viele Regierungen die gleichen Wege gehen – ausgerechnet, um sich im globalen Wettbewerb von anderen abzusetzen. Immerhin setzt Chopra auf Open Source, Open Standards und Open Innovation (wie er hier ausführt), um Wettbewerb und Gemeinnutzen gleichzeitig zu fördern. Diese Haltung wäre hier, im Land der eigentumsrechtlichen Betonköpfe, schon ein Fortschritt.