Der Bundesverband Musikindustrie stellte heute seine Zahlen für 2011 vor. Leicht gewachsen ist die Branche im vergangenen Jahr. Die CD-Verkäufe zeigten sich stabil. Im digitalen Bereich jedoch legte der Absatz um satte 21,2 Prozent auf 247 Millionen Euro zu. Die Branche könnte mit ihrer Entwicklung zufrieden sein, arbeitet sie doch offensichtlich immer erfolgreicher daran, im digitalen Zeitalter anzukommen und den Strukturwandel zu bewältigen.
Die Logik von Verbandschef Gorny ist natürlich eine andere:
„Dennoch sind wir von einer echten Trendwende immer noch weit entfernt, solange die legalen Musikangebote weiterhin mit den massenhaften illegalen Umsonstangeboten im Netz konkurrieren müssen.“
Die Realität sieht eben anders aus. Die Downloads sinken seit jahren und haben auch kaum Einfluss auf die CD-Verkäufe, wie hier überzeugend dargelegt wird. Offensichtlich kaufen immer mehr Leute Musik im Netz statt illegal zu laden. Aber Jammern und Tatsachen verdrehen gehört wohl zum Kaufmannshandwerk. In der taz dazu:
„Das Urheberrecht ist und bleibt ein zentraler Baustein, um das Ganze in Gang zu halten“, sagte der Verbandsvorsitzende Dieter Gorny. Er begrüßte, „dass die Debatte über das Urheberrecht mit voller Wucht in der Gesellschaft angekommen ist“ – kritisierte aber zugleich, dass diese „emotionalisiert und zugespitzt“ geführt werde.
An dieser Zuspitzung ist wohl vor allem die Medienindustrie selbst schuld, die immer wieder Verschärfungen des Urheberrechts und seiner Durchsetzung fordert. Gorny beschwerte sich zudem, dass die Politik zu wenig über die Warnhinweisstudie des Wirtschaftsministers diskutiere.
Man fühlt sich zudem allein gelassen. Es sei „“nicht mehr erträglich, wie sich die Politik aus diesem Prozess wegduckt.“ Damit kann er allerdings nur die Koalition meinen, denn in der Opposition kann von Wegducken nicht die Rede sein – auch nicht bei Gegenwind.
Aber vielleicht hat Herr Gorny und sein Verband einfach eine ganz besondere Logik im Umgang mit dem Digitalen und passenden Geschäftsmodellen: im Publikationsbereich der Verbandshomepage kann man etwa die Jahrbücher der Musikindustrie bestellen (natürlich nur gegen Vorkasse). Das gedruckte Exemplar kostet 29,90 – für den pdf-Download legt man volle 39,90 Euro hin.
[…] weiterhin mit den massenhaften illegalen Umsonstangeboten im Netz konkurrieren müssen.” Ganzer Artikel mit links […]
[…] Der Begriff ”Diebstahl Geistigen Eigentums” macht das ganze Dilemma der Debatte deutlich. Das “Geistige Eigentum” ist für viele Künstler_innen ein Synonym ihrer Lebensleistung. Die Doppeldeutigkeit und Problematik dieses Begriffes, erst recht, wenn man jemanden den Diebstahl vorwirft, ist den meisten nicht bewusst. Sie sollte ihnen jedoch bewusst sein, denn sie verdienen nicht nur Geld mit ihren Werken, sondern beteiligen sich auch an Öffentlichkeit und gehen mit Sprache um. Abgesehen davon rechtfertigt niemand illegale Downloads, sondern man stellt fest, dass es sie gibt – mit stark abnehmender Tendenz. […]