Wenn Springer-Chef Döpfner in einer amerikanischen Talkshow das iPad und Steve Jobs lobpreist, dann weiß man wie groß die Not des CEO sein muss. Endlich eine Waffe gegen die spätideologisch verwirrten Webkommunisten. Natürlich trägt das Springerblatt Welt dieses Stoßgebet in den deutschen Blätterwald:
Jeder Verleger sollte sich einmal am Tag hinsetzen, beten und Steve Jobs dafür danken, dass er mit diesem Gerät die Verlagsindustrie rettet. […] Das iPad startet eine neue Ära.
Die neue Ära besteht wohl darin, dass sich Springer jetzt mit Apple oder weiteren Anbietern über deren Durchleitungsprovision streiten muss:
30 Prozent Umsatzbeteiligung für Apple bei Verkäufen aus dem App Store seien zu viel. „Da müssen wir uns mit den Vertretern von Apple noch einmal zusammensetzen“, sagte er. Bei den Konditionen setze er aber auf die aufkommende Konkurrenz. „Es wird ein Tablet von Microsoft geben und eines von Google. Das ist der Wettbewerb, das ist großartig.“
Wenn Monopole streiten, wer das größere Monopol sein wird… Ironische Effekte ergeben sich zudem, wenn direkt neben dem Artikel bei welt.de der Film „Nachteile des iPad“ angeboten wird, der die geschlossenen Welten des Systems iPad kritisiert. Ist das schon Qualitätsjournalismus? Oder haben die von Frank Schirrmacher verteufelten Algorithmen und semantischen Mechanismen hier einen Streich gespielt?
Meike Laaf arbeitet hingegen in der taz die Positionsbestimmung mehrerer Netzpioniere auf, darunter piratebay.org-Gründer Peter Sunde oder Jaron Lanier, von dem hier schon mal kurz die Rede war.
Diese Leute, zu denen eigentlich auch Geert Lovink zu zählen ist, denken darüber nach, wie künstlerische Leistungen vergütet werden können, ohne dass die Industrie die Kreativen knebelt oder die Freiheit des Netzes eingeschränkt wird. Auch wenn die Autorin von Bekehrung spricht, hat diese Haltung eher etwas mit einem produktiven Fortgang angesichts eines problematischen Umgangs der Industrie mit kostenlosen Inhalten zu tun. Da ist es nur folgerichtig, auf Selbstorganisation zu setzen. Auch wenn große Monopole um ihre Vormachtstellung auf mehr oder weniger verlorenem Posten kämpfen, zeigt die Debatte um die Kulturflatrate, dass eine Umsetzung des an sich richtigen Allmendegedankens in der Realität mit großen Widersprüchen zu kämpfen hat. Das ist sie wohl, die Suche nach dem richtigen Leben im falschen…
„Bei den Konditionen setze er aber auf die aufkommende Konkurrenz. “Es wird ein Tablet von Microsoft geben und eines von Google. Das ist der Wettbewerb, das ist großartig.”“
Na super. Da hat jemand vielleicht übersehen, dass zumindest ein Android basiertes Tablet eine freiere Platform darstellt und sich nicht als Koservierungsstoff für das verrrottende Holzmediensystem eignet.