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E-Book-Plattform des Börsenvereins ist offenbar ein Flop

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gilt als ein vehementer Verfechter von Netzsperren bei Urheberrechtsverletzungen. In einer inoffiziellen Zusammenkunft des Kulturausschusses des Deutschen Bundestages auf der Höhe der Diskussion zum sogenannten Sperrgesetz gegen Kinderpornographie („Zugangserschwerungsgesetz“) wurde im Mai 2009 intensive Lobby-Arbeit für Access-Sperren gegen Filehoster wie Rapidshare gemacht. Diese gelten der Interessensvertretung des deutschen Buchhandels als Hort des organisierten Verbrechens.

Die in der Zusammenkunft des Kulturausschusses gemachten Aussagen sind kein Geheimnis, sie wurden andernorts von Vertretern des Börsenvereins auch öffentlich geäußert (siehe hierzu die Berichte bei gulli.com und heise.de.) Auch bei der auf der Leipziger Buchmesse im März 2009 verkündeten Freischaltung des E-Book-Verkauf über die eigens geschaffene Plattform libreka.de – sie wird von der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, deren Gesellschafter die Börsenverein Beteilungsgesellschaft mbH ist, unterhalten und den deutschen Verlagen und Buchhändlern als das Werkzeug zur Teilnahme am elektronischen Buchmarkt angepriesen –, sprach sich der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis, für Netzsperren als ultima ratio aus. (Siehe den Bericht bei futurezone.orf.at.)

Doch wie ist es um das eigene Geschäftsmodell des Börsenvereins im Digitalzeitalter bestellt? Packen es die deutschen Verleger, sich digital neu aufzustellen, oder können sie den rasch voranschreitenden Entwicklungen in der elektronischen Kommunikation nur mit Forderungen nach Überwachen und Strafen begegnen? Ein jetzt zur Frankfurter Buchmesse bei Wikileaks Germany lancierter 4-seitiger Bericht „Libreka ungeschminkt“ läßt Ungutes befürchten. Gleich zu Anfang werden dort die erträumten E-Book-Wünsche des Börsenvereins einer vernichtenden Evaluation unterzogen:

„Über www.libreka.de wurden im gesamten Monat September 32 (zweiunddreißig) E-Books an Endkunden verkauft. Es handelt sich um keinen Ausrutscher, die Verkaufszahlen liegen seit Start des E-Book Verkaufs vor einem halben Jahr stabil bei knapp über Null.“

Und: „Libreka kostet in seiner jetzigen Form etwa 1 Million Euro pro Jahr (Personal, Informationstechnik, Werbung, Raum- und Verwaltungskosten usw.) Dauerhafte direkte Einnahmen stehen dem bisher in keiner nennenswerten Höhe gegenüber.“

Auch die weiteren Details des Dokuments, das von Branchenkennern als echt und von einem Insider verfaßt eingestuft wird (siehe lesen.net), sind durchaus pikant. Sie gestatten Einblick in die offenbar vernichtende Bilanz der digitalen Geschäftsaktivitäten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

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