DIGITALE LINKE
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Das Internet und der Friedensnobelpreis

Das Internet ist von Wired für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurden. Zur Begründung werden in einem Unterstützungsmanifest die Verdienste des Netzes im Kampf gegen autoritäre Systeme angeführt. Das Internet sei ein „Tool for peace“, das die Menschen zusammenbringe und friedliche Konfliktlösungen präferiere. Unterstützt wird die Kampagne von einem illustren Kreis aus afrikanischen und lateinamerikanischen PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und Netzmenschen wie etwa Joi Ito  oder Nicholas Negroponte – sowie Giorgio Armani.

Diese Sichtweise erscheint in einer Zeit, in der die Freiheit und die Offenheit des Netzes gegen Zensurbestrebungen aller Art verteidigt werden muss, sympathisch. Lobbyarbeit quasi…

Und trotzdem ist das Unsinn. Man kann sehr viel schlimme Dinge anstellen mit dem Netz: Krieg führen zum Beispiel. Nico Luchsinger dekliniert das Für und Wider einer solchen Nominierung durch und kommt zu dem Schluss:

Gefährlich ist solcher Techno-Utopismus deshalb, weil er suggeriert, dass eine Technologie wie das Internet nur schon kraft ihrer schieren Existenz die Welt verbessern könne. Damit wird ausgeblendet, dass Technologie immer zu verschiedenen Zwecken eingesetzt werden kann; die Intention ist ihr nicht inhärent, sondern abhängig vom Benutzer. Auch das Internet ist nicht nur ein Werkzeug für Frieden, Dialog und Zivilisation – sondern auch für Unterdrückung, Hass und Verbrechen.

Und damit hat er recht. Oder wie SPON meint:

Nicht alles, was irgendwie cool klingt, ist auch sinnvoll.

 Und Technologien, deren Potenzial immer erst durch wertegeleitete menschliche Handlungen entfaltet werden kann,  sind bestenfalls eines Forschungsnobelpreises würdig. Den dann natürlich die Forscherin bzw. der Forscher bekommt.

Schon Brecht schrieb der entstehenden Rundfunkkultur der 20er Jahre in Stammbuch, dass ein Netzmedium selbst nichts wert sei, wenn die sozialen Strukturen um das Medium herum nicht verstünden, dieses zur Selbstorganisation zu nutzen. Menschen, die zeigen, wie das Netz für Demokratie und Gerechtigkeit genutzt werden kann, sollten ausgezeichnet werden. Und das Netz?

Use it or leave it.

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