DIGITALE LINKE
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Kämpfen Verleger und private Sender ernsthaft gegen ARD und ZDF?

Es wird immer wieder behauptet, dass sowohl die privaten Fernsehanbieter wie auch die Zeitungsverleger gegen ARD und ZDF kämpfen würden. Dies scheint immer noch zu stimmen, wenn man die Schlagzeilen liest. „Verleger greifen ARD und ZDF von zwei Seiten an“, titeltet am 6. Mai das Handelsblatt. Die EU-Kommission in Brüssel solle prüfen, ob die Zusagen der Bundesrepublik im Zusammenhang mit den Drei-Stufen-Tests korrekt umgesetzt worden seien, forderte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV), Dietmar Wolff. Unabhängig davon sei damit zu rechnen, dass einzelne Verlage vor deutschen Gerichten gegen bestimmte Online-Angebote von ARD und ZDF klagten.

Doch ist diese Polemik mehr Schein als Sein. Seit einiger Zeit machen Intendanten wie auch führende Zeitungsverleger und Chefs privater Sender darauf aufmerksam, dass ernst zu nehmende Konkurrenz aus dem Ausland in den deutschen Markt drängt. Da wird dann auf Google und Facebook verwiesen, Rupert Murdoch wird erwähnt.

Bodo Hombach, der im Jahre 2008 die erste Online-Kooperation der WAZ und des WDR auf den Weg brachte, erklärte schon Ende April 2008: „Wir dürfen uns nicht gegenseitig Stöckchen zwischen die Beine werfen, sondern sollten den Qualitäts-Journalismus, den es noch gibt gemeinsam unterstützen.“ Das ZDF startete am 23. Juni 2008 die Online-Video-Kooperation mit ZEIT ONLINE und lieferte u.a. das ZDF-Nachrichtenformat „ZDF 100-Sekunden“. Bei allen Beiträgen handelte es sich um Inhalte, die das ZDF bereits für seinen eigenen Redaktionsbetrieb produziert hatte. „ZEIT ONLINE und ZDF passen wunderbar zusammen – es sind zwei Marken, die für höchste Qualität stehen. Die Kooperation ist ein wichtiger Schritt für den weiteren Ausbau von ZEIT ONLINE und eine große Bereicherung für unser Angebot an Bewegtbildern“, hieß es aus der Geschäftsführung der ZEIT.

Im Abschlussbericht der ARD für die Zeit des SWR-Vorsitzes (2009/2010) heißt es (S. 8) zu Kooperationen mit Verlagen im Internet:

Die ARD ist auch in der digitalen Welt ein wichtiger Garant für Qualitätsjournalismus in Deutschland. Diesem Anliegen dienen bereits zahlreiche Partnerschaften der Landesrundfunkanstalten der ARD mit regionalen und überregionalen Verlagen. Die ARD hatte bereits 2008 den Verlegern angeboten, ihre textorientierten Online-Portale mithilfe von Bewegtbildern aus den Angeboten der Landesrundfunkanstalten attraktiver zu machen. Mittlerweile haben vor allem zahlreiche regionale Verlage diese Offerten angenommen. In der Regel ermöglichen die Kooperationen den Nutzern der Online-Seiten der Verlage, die regionalen TV-Nachrichten der jeweiligen Landesrundfunkanstalt unmittelbar über das Internet-Angebot der Verlage abzurufen, gleichzeitig jedoch das Verlagsangebot nicht zu verlassen. Diese Allianzen stärken somit die Attraktivität der Telemedienangebote der Presse in den Regionen und führen zugleich neue Nutzer an die Beiträge der Landesrundfunkanstalten im Netz heran.“

Seit 2008 nehmen diese Kooperationen zu. Zeitungsverlage nutzen Videos der Landesrundfunkanstalten, so kooperieren die Thüringer Zeitungen der WAZ seit Anfang 2009 mit dem MDR, die Onlineableger von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung folgten Anfang 2010. Der RBB startete im Februar 2010 eine Kooperation mit dem Tagesspiegel. Im Juli 2010 vereinbarte der NDR, dass der ARD-Nachrichtenüberblick „Tagesschau in 100 Sekunden“ auf der Website der Programmzeitschrift TV Movie des Bauer-Verlags eingebunden wird.

„Erst gestern wetterten die Verlegerverbände VDZ und BDZV über die Online-Aktivitäten von ARD und ZDF. Das hält die Verlage aber offenbar nicht davon ab, mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten zu kooperieren. Heute, einen Tag nach dem Schlagabtausch, gibt der NDR die Zusammenarbeit mit der Bauer Media Group bekannt“, stellte Horizont fest und kommentierte: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.“

Zudem gründeten ARD und ZDF u.a. mit den privaten Fernsehsendern Mitte April diesen Jahres die Deutsche Content Allianz und äußerten sich gemeinsam mit ihnen in einem Aufruf. Gemeinam wollen sie insbesondere ihre Inhalte schützen.

Die ARD-Vorsitzende Piel betonte:„In Zeiten, in denen eine scheinbar endlose Vielfalt an medialen Inhalten und Angeboten praktisch jederzeit und an jedem Ort verfügbar ist, gerät die Leistung von Inhalteanbietern und -produzenten gelegentlich in Vergessenheit. Das ist eine fatale Entwicklung, die auch auf europäischer Ebene befördert wird. Die Politik in Deutschland ist dazu aufgefordert, hier wachsam zu sein und gegenzusteuern.“

Und VPRT-Präsident Doetz, der mit WDR-Intendantin Monika Piel die Initiative zur Deutschen Content Allianz gestartet hatte, sagte dazu: „Ob Buch, Film, Musik, Presse oder Rundfunk – es sind die Inhalte, die mit viel Kreativität, Risikobereitschaft, Engagement und Verantwortungsbewusstsein geschaffen werden und die neue Technologien und Infrastrukturen erst mit Leben erfüllen.“

(Und dies sagten Jürgen Doetz, Monika Piel und Markus Schächter noch dazu.)

Die Konflikte scheinen also einem anderen Zweck zu dienen. Damit wollen die jeweiligen Funktionäre sich Rückhalt in ihrem Verband und ihre Wiederwahl sichern. Deshalb bedienen sie Vorurteile, die in der Realität jedoch keine Basis mehr haben.

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