DIGITALE LINKE
— Politik in der digitalen Welt! —
 

LINKE fordert nationale Digitalisierungsstrategie für das kulturelle Erbe

Die Deutsche Digitale Bibliothek hat noch einen steinigen Weg vor sich, bis sich endlich Nutzerinnen und Nutzer an einer gebrauchsfreundlichen Plattform für Bücher, Filme, Fotos und Zeitschriften aus Bibliotheken, Museen und Archiven erfreuen können. Neben Abstimmungsschiwerigkeiten von Bund, Ländern und Kommunen und dem Problem der Rechteklärung bei verwaisten Werken fehlt es auch an Geld, um die Bestände zu digitalisieren und damit den eigentliche Content zu erstellen (mehr dazu hier). Die Linksfraktion im Bundestag hat nun einen Antrag (Drs. 17/6096) eingebracht, in dem diese Probleme im Rahmen einer nationalen Digitalisierungsstrategie endlich beseitigt werden sollen. Sie reagiert damit auch auf den Hilferuf der Bibliotheken, die im März genau ein solch konzertiertes Vorgehen der Politik in einem Thesenpapier gefordert hatte.  Auch auf dem gerade stattfindenden Deutschen Bibliothekentag forderten Vertreter der Verbände verstärkte Anstrengungen, um die Bestände der Bibliotheken ins Netz zu bringen. Die Bundesregierung sieht hingegen keine Notwendigkeit für einen Masterplan, wie sie jüngst noch einmal erklärte (aus Drs. Drs. 17/5880).

Im Zentrum des LINKEN-Antrags steht ein Förderprogramm im Umfang von 30 Millionen Euro jährlich, mit dem in den kommenden zehn Jahren mindestens fünf Millionen Werke digitalisiert werden sollen. Damit käme Deutschland insbesondere bei Büchern in die Offensive und könnte etwa mit den französichen Bemühungen mithalten, die derzeit mit der Digitalisierung vergriffener Werke Neuland betreten. Bisher hat der Bund nach eigenen Angaben etwa 50 Millionen Euro insgesamt für die Digitalisierung aufgewendet (aus Drs. 17/5880). Zu den Kosten des Digitalisierungsvorganges selbst sind im Rahmen dieses Programms auch Mittel für die Vorhaltung und Pflege der Datenbestände einzuplanen. Bisher stehen unter dem Dach der europäischen Plattform Europeana lediglich 1,2 Millionen Bücher online, Google hat nach eigenen Angaben hingegen bereits 15 Millionen digitalisiert.

Zudem soll, so DIE LINKE, die Kooperation von Bund, Ländern und Kommunen in einer konkreten Roadmap festgelegt und im Rahmen einer Steuerungsgruppe organisiert werden. Bisher läuft gerade diese Kooperation nach Angaben von Beteiligten nicht glücklich. Der Bund zieht sich auf die Finanzierung der technischen Infrastruktur zurück. Die Vereinbarungen zu Datenformaten, Metadaten, Rechtemanagement u.ä. werden derzeit im Rahmen des „Kompetenznetzwerks DDB“ zwischen Einrichtungen und ihren Trägern in Bund, Ländern und Kommunen verhandelt.

Nicht zuletzt steht die Frage der Urheberrechtsreform auf der Agenda, zu der die Fraktion bereits einen eigenen Gesetzentwurf (Drs. 17/04661) vorgelegt hat. Mittlerweile hat die EU-Kommission auch den lange erwarteten Richtlinienvorschlag veröffentlicht, zu dem die Debatte nun beginnen wird und welcher eine nationale Gesetzgebung fordert.

Ein Knackpunkt wird trotz der von der LINKEN geforderten Offensive der öffentlichen Hand sein, dass private Unternehmen wie Google trotzdem einen Teil der Investitionen in digitales Kulturgut übernehmen (müssen). Die Erfahrungen etwa der Bayrischen Staatsbibliothek sind da durchaus positiv, bei der Bibliothek verbleibt ein kostenloses Digitalisat zur Benutzung. Ob diese Dateien jedoch einer freien Lizenz unterliegen, und damit offen für weitere NutzerInnen wie etwa Wikipedia sein werden, ist zu bezweifeln.  Daher bleibt es sinnvoll, die öffentliche Alternative zu Google-Books zu stärken.

Am Freitag, den 10.6.2011, ergibt sich die Möglichkeit, den Vertreterinnen und Vertretern aus Bibliotheken und der Bundestagsfraktionen bei der Debatte um die Digitalisierungsanstrengungen zu lauschen (Sessionplan hier).

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