DIGITALE LINKE
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Keine Chancen für digitales Fernsehen in Deutschland?

In Deutschland können über 20 Prozent der Kabel-Haushalte und über zwei Drittel der Satellitenhaushalte digitales Fernsehen empfangen. Damit liegt Deutschland bei der TV-Digitalisierung in Europa deutlich zurück. In Westeuropa können im Schnitt 44 Prozent  Fernsehen digital empfangen. Großbritannien lag schon 2007 bei 86 Prozent. Großbritannien und Spanien lagen 2007 beim digitalen bei mehr als 90 Prozent. Italien und Großbritannien haben schon voll auf digitalen Satellitenempfang umgestellt, in Spanien liegt man bei 90, in Frankreich bei über 80 Prozent Marktanteil.

Doch dieses Jahr gibt es einen Boom beim Verkauf von HDTV-Fernsehern. Bis Ende des Jahres werden nach Schätzung der Industrie 19 Millionen HDTV-Fernseher in deutschen Haushalten stehen, allein in diesem Jahr sollen fast 8 Mio. Geräte verkauft werden. 4,7 Millionen HDTV-Fernseher http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/834768?inPopup=true werden dann auch HD-Programme empfangen können.

Ist Deutschland damit endlich auf dem Weg zum Digitalrundfunk? Hat man sich also aufgemacht, die anderen europäischen Länder einzuholen?

Nun, es sieht nicht so aus. Die beiden Senderfamilien RTL und Pro Sieben Sat 1 wollen zwar im Herbst mit der Ausstrahlung von HD-Programmen beginnen, doch sollen diese über die neue Astra-Plattform HD+ nur verschlüsselt zum Zuschauer gelangen. Es werden eine Settop-Box mit CI-Plus-Smartcard benötigt, eine Monatsgebühr von fünf Euro soll fällig werden. Neben der Kostendebatte gibt es auch eine um den Standard. Schließlich ermöglichen nicht alle Boxen den HD+-Empfang. Dadurch wird jeder Interessent verunsichert. Was soll man denn nun kaufen? Welcher Standard wird sich durchsetzen? Dazu gab es leider keine klaren Aussagen zum PTKO-Presseforum am letzten Freitag auf der IFA.

Und dies, obwohl doch alle Akteure – bis auf die Politik – auf dem Podium waren. Es scheint, als würden immer neue Ideen auf den Markt geworfen, um die Verbraucher einerseits zu verunsichern, anderseits diese mit den neuen Angeboten allein und exklusiv an sich zu binden. Damit bliebe der Status quo erhalten, neue Konkurrenten sollen keine Chance haben, alte aus dem Markt gedrückt werden..

Vor zwei Jahren hieß es noch, dass ab 2010 über Satellit nur noch digitale Programme ausgestrahlt werden sollen. Letztes Jahr brauchte die ARD mit dem ZDF 2011 ins Gespräch, nunmehr sind wir bei Frühjahr 2012 angekommen. Wenn man diese Reihe extrapoliert, wird es wohl nicht vor 2020 werden.

Dies kommt den Sendern teuer zu stehen. Schließlich müssen sie Ihre Programme digital und analog ausstrahlen. Über Satellit läuft dies schon seit 1997 – also seit 12 Jahren – so. Die FDP hat jetzt sogar eine mediale Rolle rückwärts  vorgeschlagen. Digital ausgestrahlte  Programme sollen wieder reanalogisiert werden. Mindestens 25 Programme sollen so analog ausgestrahlt werden.

„Ginge es allein um technische Innovationen, wäre für Industrie, Sender und Zuschauer zudem ein anderes Signal viel wichtiger: Das rasche Ende der analogen TV-Ära, das ursprünglich im nächsten Jahr erfolgen sollte. So könnten frei werdenden Kanäle für die Übertragung von mehr Digitalprogrammen genutzt werden. Oder für die Übertragung im höherwertigen HD-Format. Doch da macht die Politik vorerst nicht mit. Die Deutschen müssten erst den Abschied von der Glühbirne verkraften, bevor man ihnen das Ende des analogen Fernsehens zumuten könne, sagte Kanzlerin Angela Merkel zur Ifa-Eröffnung“, laut Tagesspiegel.

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