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ARD setzt Tatort-Livestream aus

Nach Informationen von heise.de setzt die ARD das Livestreaming der sonntäglichen Erstausstrahlung der Krimi-Reihe „Tatort“ aus. Programmdirektor Volker Herres begründete dies mit einer Streikandrohung von mehr als 50 Drehbuchautoren, die ein Zeichen gegen die „Kostenloskultur des Internets“ setzen wollten. Zugleich wollten die Autoren sich als Urheber auch nach anderen Möglichkeiten der digitalen Verwertung ihrer Tatort-Drehbücher außerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks umsehen. Herres dazu:

„Wir haben zwar noch für etwa 60 Folgen Drehbücher auf Halde, bei denen die Autoren keinerlei Mitspracherechte mehr bei der Nutzung haben. Trotzdem wollen wir kein Risiko für zukünftige Vertragsverhandlungen eingehen. Die Drehbuchautoren sind die wichtigste Ressource unserer Quotenhighlights der Tatortserie und haben einfach eine starke Position.“

Herres pflichtete den Autoren, die kürzlich in einem Brief gegen Grüne, Linke und Piraten deren Definition von freiem Zugang als kostenfrei und den Widerspruch gegen Zensur- und Sperrmaßnahmen als demagogisch kritisiert, indirekt bei. Er sagte:

„Die zehn Milliarden Euro Gebühren, die demnächst von allen Haushalten in Deutschland aufgebracht werden, sind auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie decken kaum die für die TV-Ausstrahlung anfallenden Kosten ab. Wir werden zukünftig auch für andere Sendungen überlegen müssen, ob wir diese im Internet kostenfrei veröffentlichen können. Dieser Anspruch der Nutzerinnen und Nutzer darf keine Selbstverständlichkeit werden.“

Herres erklärte, die Sendung „Polizeiruf110“ sei bisher vom Internetboykott nicht betroffen. Die Produktionskosten der insbesondere in Ostdeutschland gedrehten Krimis seien eben auch deutlich geringer und eine Internetausstrahlung daher vorerst abgesichert.

Eine erste Reaktion auf das Ende des Streaming kommt von Tatortschauspieler Axel Prahl („Kommissar Frank Thiel“). Er versteht die Panik um das Urheberrecht nicht und will die Tatort weiter und möglichst länger als sieben Tage im Internet sehen. Um sein eigenes Wohlergehen macht er sich anders als die Drehbuchautoren keine Sorgen. Prahl sagte Spiegel-Online:

„Dass ich verhungere, davor habe ich keine Angst. Ich habe mich einmal drei Monate in Spanien als Straßenmusiker durchgeschlagen, seither weiß ich: Es geht immer weiter. Und da ich glaube, dass der Mensch eine Aufgabe braucht, werde ich sowieso so lange arbeiten, wie ich kann.“

Den meisten Usern wird das Aus des Tatort-Streams wohl erst heute abend auffallen und eine große Debatte zur digitalen Verwertung von mit Gebührengeldern finanzierten Produktionen nach sich ziehen.

 

2 Kommentare zu “ARD setzt Tatort-Livestream aus”

  1. tom sagt:

    Auf den Livestream kann ich ja verzichten, noch gibt es viele Tatorte ja auch bei Youtube.

    Viel empörender finde ich, dass die Drehbuchautoren auch Ausfall-Tantiemen von den Länderinnenministerien fordern wollen mit der Begründung: Die Polizeipressestellen verletzten bundesweit ihr Urheberrecht, weil sie nahehzu täglich über wechselnde „Tatorte“ berichteten und dabei von den Autoren nicht genehmigte, ja oft nicht einmal gescriptete Tathergänge schildern. Das verletze deren Rechte sowie deren Marke.

    Ja, wo sind wir denn hier? – frage ich mich erbost.

  2. 1. April sagt:

    Ja, ham wa auch hier nen ersten Aril scherz…gar nicht schlecht, hab nach diversen Quellen gesucht, nix da…wäre ja auch zu schön, erst müssen wa extra Kohle für den Internetfähigen PC für die GEZ blechen und dann sollen wir nix mehr sehen können…