DIGITALE LINKE
— Politik in der digitalen Welt! —
 

Obama kündigt aggressive Politik zum Schutz des geistigen Eigentums an

Um die Exporte anzukurbeln und die Ausfuhren innerhalb der nächsten fünf Jahre zu verdoppeln, hat US-Präsident Barack Obama am Donnerstag auf der Jahreskonferenz der staatlichen Export-Import Bank in Washington eine aggressive Handels- und Exportförderungspolitik angekündigt. Pikant daran: Dazu zählt auch ein rabiater Schutz von Immaterialgütern sowie eine konsequente Umsetzung von Handelsabkommen zum Schutz des geistigen Eigentums, einschließlich ACTA.

Laut des auf der Website des Weißen Hauses wiedergegebenen Redemanuskripts sagte Obama:

What’s more, we’re going to aggressively protect our intellectual property. Our single greatest asset is the innovation and the ingenuity and creativity of the American people. It is essential to our prosperity and it will only become more so in this century. But it’s only a competitive advantage if our companies know that someone else can’t just steal that idea and duplicate it with cheaper inputs and labor. There’s nothing wrong with other people using our technologies, we welcome it –- we just want to make sure that it’s licensed, and that American businesses are getting paid appropriately. That’s why USTR is using the full arsenal of tools available to crack down on practices that blatantly harm our businesses, and that includes negotiating proper protections and enforcing our existing agreements, and moving forward on new agreements, including the proposed Anti-Counterfeiting Trade Agreement.

All jene, die auf eine Reform des Urheberrechts unter dem neuen, vermeintlich internet- und technikaffinen US-Präsidenten gesetzt hatten, dürften damit auf dem harten Boden der Realität angekommen sein. Ganz offensichtlich hat sich die aggressive Anti-Piraterie-Haltung aus der Film-, Musik- und Verlagsindustrie nicht nur innerhalb der Obama-Administration (wir berichteten) durchgesetzt, sondern auch bei diesem selbst. Die Unterhaltungsindustrie unterdessen applaudiert ihm – wie CNET News berichtet – dazu bereits:

„We applaud the president’s recognition that it’s U.S. ingenuity and creativity that is helping to drive the economy,“ said Rick Cotton, NBC Universal’s general counsel. „We think that what should follow from this is the need for much stronger action in enforcement and by intermediaries who allow their infrastructure to be used to distribute stolen digital content or counterfeit products.”
The intermediaries he’s referring to are video-sharing sites, auction sites, shipping companies (which help distribute physical counterfeited goods), and Internet service providers. ISPs especially have been under pressure from the film, music, and video game sectors to do more to protect intellectual property. There is a push for ISPs to adopt a so-called graduated response to illegal file sharing. This plan would include warnings and possibly also suspension or termination of service.

Obama hat sich mit seiner Rede vom Donnerstag erstmals öffentlich zu den Zielen von ACTA, einschließlich der besonders umstrittenen Kapitel „Civil Enforcement“ und „Special Measures related to Technological Enforcement Means and the Internet“, bekannt. Nach der nur ein Tag zuvor mit 633 zu 13 Stimmen angenommenen Entschließung des Europäischen Parlaments, die Verhandlungen öffentlich zu machen, sie auf das bestehende europäische System zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums bei der Bekämpfung von Produktfälschung zu beschränken und sogenannte Three-Strikes-Verfahren nicht im Rahmen des geplanten Abkommens einzuführen, bildet das einen großen Rückschritt. Die EU-Kommission dürfte nun – ebenso wie die einzelnen EU-Mitgliedstaaten – weiter und nachhaltiger als zuvor unter den Druck der US-Handelspolitik geraten. Für die weiteren Verhandlungen zu ACTA ist das kein gutes Vorzeichen.

Ein Kommentar zu “Obama kündigt aggressive Politik zum Schutz des geistigen Eigentums an”

  1. […] britische Gesetz bedeutet nach Hadopi in Frankreich und Obamas Schwenk zu einem forcierten ACTA-Urheberrecht weiterhin Wasser auf die Mühlen der deutschen Medienindustrie. Man darf gespannt sein, welche […]