DIGITALE LINKE
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Vom analogen Free-TV zum digitalen Pay-TV

Es wird immer klarer: der Werbemarkt allein reicht nicht, um das klassische kommerzielle Fernsehen zu finanzieren. Und so suchen die Medienkonzerne für ihre Sender nach neuen Einnahmequellen. Erst letzte Woche erklärte der Fernsehkonzern Pro Sieben Sat.1, neue Pay-Kanäle zu entwickeln. Im Frühjahr erklärte die RTL-Gruppe, bei der Umstellung auf den digitalen terrestrischen Empfang DVB-T die eigenen Programme nur noch verschlüsselt auszustrahlen. Anfang September gaben die beiden Senderfamilien RTL und Pro Sieben Sat.1, ab Herbst mit der Ausstrahlung von HD-Programmen (High Definition) zu beginnen, die über die neue Astra-Plattform HD+ nur verschlüsselt zum Zuschauer gelangen sollen. Seit 1. November senden RTL und VOX in HD+. Und schon gibt es die ersten Beschwerden. Dabei geht es nicht nur technische Probleme. Für Aufruhr sorgt vor allem, dass man Werbung nicht mehr überspringen kann und zudem mit Kopierschutz – der die technischen Probleme verursacht –  gesendet wird. Für den VPRT-Chef Jürgen Doetz ist klar, dass in Zukunft nicht anders gesendet werden kann:

„Wenn der Verbraucher die Werbung nicht mehr akzeptiert, muss er konsequenterweise auf das Programmangebot verzichten oder eben dafür bezahlen“.

Und Jürgen Doetz geht noch weiter. Für ihn war es ein Fehler, die TV-Sender wie bei der analogen Übertragung unverschlüsselt auszustrahlen. Es bedürfte einer Infrastruktur, die in der Lage ist, zu adressieren. Schließlich brauche man angesichts einbrechender Werbeeinnahmen vor allem Kundenkontakte – also auch Kundenprofile – , um weitere Einnahmen zu generieren.

Die Settop-Box kostet ca. 150 Euro, die Monatsgebühr für die CI-Plus-Smartcard soll nach einer kostenlosen Einstiegsphase bei 5 Euro liegen. Doch nicht alle bisher verkauften Boxen können HD+Programme empfangen. Dadurch wird jeder Interessent verunsichert. Was soll man denn nun kaufen? Welcher Standard wird sich durchsetzen? Es scheint, als würden immer neue Ideen auf den Markt geworfen, um die Verbraucher mit den neuen Angeboten allein und exklusiv an sich zu binden, um neuen Konkurrenten keine Chance zu geben, alte Konkurrenten aus dem Markt zu drücken.

Dabei gibt es dieses Jahr einen Boom beim Verkauf von HDTV-Fernsehern und damit die Chance, neue, einheitliche Standards zu setzen. Dieses Jahr werden ca. 8 Mio. Geräte verkauft, bis Jahresende werden 19 Millionen HDTV-Fernseher in deutschen Haushalten stehen. 4,7 Millionen HDTV-Fernseher werden dann auch HD-Programme empfangen können. Doch damit ist Deutschland noch lange nicht auf dem auf dem Weg, andere europäische Länder einzuholen.

In Deutschland können zwar über 20 % der Kabel-Haushalte und über zwei Drittel der Satellitenhaushalte digitales Fernsehen empfangen. Doch damit liegt Deutschland bei der TV-Digitalisierung mit 55 % der Haushalte nur leicht über dem europäischen Durchschnitt. So haben Italien und Großbritannien schon voll auf digitalen Satellitenempfang umgestellt, in Spanien liegt man bei 90 % in Frankreich bei über 80 % Marktanteil.

Ginge es allein um technische Innovationen, wäre für Industrie, Sender und Zuschauer zudem ein anderes Signal viel wichtiger: Das rasche Ende der analogen TV-Ära, das ursprünglich im nächsten Jahr erfolgen sollte. Kanäle würden so für die Übertragung von mehr Digitalprogrammen oder bzw. für die Übertragung im höherwertigen HD-Format frei. Vor zwei Jahren hieß es noch, dass ab 2010 über Satellit nur noch digitale Programme ausgestrahlt werden sollen. Letztes Jahr brachte die ARD mit dem ZDF 2011 ins Gespräch, nunmehr sind wir bei Frühjahr 2012 angekommen. Dies kommt die Sender wie auch die Gebührenzahler teuer zu stehen. Schließlich müssen sie ihre Programme digital und analog ausstrahlen. Über Satellit läuft dies schon seit 1997 – also seit 12 Jahren – so.

Doch beim schnellen Umstieg macht die Politik vorerst nicht mit. „Die Deutschen müssen erst den Abschied von der Glühbirne verkraften, bevor man ihnen das Ende des analogen Fernsehens zumuten kann“, sagte Kanzlerin Angela Merkel zur IFA-Eröffnung. Nun, so kann man es auch begründen, wenn man sehen will, wer im freien Spiel der Marktkräfte gewinnt. Doch wenn sich die deutschen Unternehmen von den Sendern (öffentlich-rechtlich wie privat), über die Gerätehersteller, Kabelnetz-  und Plattformbetreiber nicht auf einheitliche Standards einigen, dann werden sie im Wettbewerb bald nicht mehr mithalten können. Dann setzen andere, wie zum Beispiel GOOGLE, mit ihren Angeboten den Standard. Schließlich hat man genügend Geld wie auch ein Geschäftsmodell, um über vorerst kostenlose Angebote einen Markt zu erobern und eigene Standards zu setzen.

Ein Kommentar zu “Vom analogen Free-TV zum digitalen Pay-TV”

  1. […] Nun scheint sich dieses Ansinnen aber zu konkretisieren. Das Blog Digitale Linke hat einen, wie ich … […]