DIGITALE LINKE
— Politik in der digitalen Welt! —
 

Wer das Urheberrecht und den Kapitalismus versteht…

Das Urheberrecht (und anverwandte Schutzrechte) ist die Eigentumsordnung der Informationsökonomie. Seit langem wird kontrovers darüber diskutiert, wie dieses Recht dem rapiden Wandel der Kommunikationswelt, insbesondere durch digitale Technologien, anzupassen sei. Den meisten Akteuren dieser Debatte ist klar, dass das Recht hier kulturelle und politische, aber vor allem auch ökonomische Verhältnisse manifestiert. Der schillernde Begriff „Geistiges Eigentum“ macht schnell klar, dass man es heute mit der Rechtssetzung für Privateigentum zu tun hat. Buyout-Verträge der Kreativen mit zumeist ökonomisch äußerst starken Playern der Medienindustrie machen letztere zu Inhabern des Contents und damit zu den strukturbildenden Entscheidern der Kommunikationsgesellschaft. Kapitalismus, was sonst.

Das Internet besitzt jedoch die Potenz, diese Vewertungsketten zu durchbrechen. Filesharing ist da eine Variante (von vielen). Dies ist jetzt auch Burkhard Schröder aufgefallen. Noch einmal stellt er fest, dass man sich zwar unter Filesharern zum Teil in unangenehmer Gesellschaft (Kim Schmitz) befände, aber man ansonsten damit die Industrie schön ärgern und die Verhältnisse ändern könne. Beispiele sind das Abmahnwesen und die nicht durchsetzbare Privatkopie. Und es folgt der dramatische Anruf:

„Das Urheberrecht ist an diesen Auswüchsen nicht schuld. Das Recht spiegelt nur die Machtverhältnisse in der Ökonomie wider. Kapitalismus ist ohne Eigentum an allem und jedem nicht zu haben. Ein bisschen Schwangerschaft geht genauso wenig wie ein „vernünftiges“ Urheberrecht, ein „gerechter“ Lohn oder ein „fairer“ Preis. Wer ein Stück aus der heiligen Kuh schneiden will, stellt in den Augen der Herrschenden die Systemfrage, auch wenn es gar nicht so gemeint war – wie bei Spartakus, der das Recht auf Privateigentum an Sklaven missachtete oder den schlesischen Webern, die die Produktionsmittel des Eigentümers zerstörten. Der Strick des Henkers, das Peloton oder das Zuchthaus sind die logische Konsequenz.“

Neu an dem Text ist vor allem die dann folgende These, dass sich Leute wie Kim Schmitz in der Traditionslinie der Linken bewegten. Nur wüssten diese das nicht.

„Daher stehen die Filesharer – auch wenn es sich heute um zum Teil schmierige oder schillernde Gestalten wie Kimble Dotcom handelt – in der historischen Tradition der Linken, ob sie es wollen oder nicht. Davon will weder die politische Linke in Deutschland etwas wissen noch die Piraten. Nur die, gegen die der Angriff geht – die großen Konzerne, die Privateigentümer an geistigen Schöpfungen sind – haben verstanden und reagieren angemessen und konsequent mit dem totalen juristischen Krieg.“

Wer das Urheberrecht anzweifelte, wäre früher als Kommunist beschimpft worden, so Schröder.

Zunächst: auch heute werden Urheberrechtszweifler als Kommunisten tituliert. (Zum Beispiel vom Springerchef hier). Zudem: die politische Linke weiß, dass hier über Kapitalismus gesprochen wird. Der parteipolitische Teil redet darüber (hier, hier oder hier). Der außerparlamentarische Teil auch (etwa hier ). Es ist ja ein großer Vorteil einer kapitalismuskritischen Linken, über die Grenzen des derzeitigen Vewertungsregimes hinaus denken zu wollen –  auch bei der Bewirtschaftung von immateriellen Gütern wie Wissenschaft und Kultur.

Man sollte also aufpassen, wen man hier als veremintliche Schlafmütze brandmarkt. Das könnte wie ein Bumerang zurückkommen. 

Zu einem Bumerang könnte sich auch das Interview mit dem Element-of-crime-Sänger Sven Regener entwickeln. Bei aller sympathischen Art: Der Indie-Rocker hier als Anwalt einer Kapitalfraktion:

„Das Schöne am Rock#nRoll ist, dass wir jede Mark selber verdienen.“

Karl Marx würde im Grabe rotieren.

Ein Kommentar zu “Wer das Urheberrecht und den Kapitalismus versteht…”

  1. […] haben burks und die digitale Linke natürlich Recht (den Kalauer vom Streit ums copyright zwischen den beiden verkneife ich mir mit […]