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Hinter den Kulissen des Deutschen Computerspielpreises

Heute wird in Berlin zum zweiten Mal der mit 500.000 Euro dotierte Deutsche Computerspielpreis verliehen. Dieser wurde im Februar 2008 im Bundestag (BT-Drs. 16/7116) von CDU/CSU und SPD aus der Taufe gehoben. Ziel ist die Förderung des Wirtschaftsstandorts Deutschland in dem Bereich Games und – natürlich – die Förderung kulturell und pädagogisch wertvoller Spiele. Ein Problem war schon seinerzeit, dass eine große Zahl digitaler Spiele Gewalt beinhaltet. Daher bediente man sich eines nicht ungeschickten Schachzuges: Um die insbesondere bayerischen „Killerspiele“-Kritiker zu beruhigen, wurde die erste Preisverleihung nach München vergeben. Das wurde dort allerdings nicht sonderlich honoriert und Ministerpräsident Horst Seehofer blieb der Preisverleihung fern.

Der Preis wird je zur Hälfte vom Bundestag und von der Industrie finanziert. In neun Kategorien werden herausragende deutsche Spieleproduktionen ausgezeichnet. Zusätzlich gibt es einen Sonderpreis für international produzierte Spiele. Thomas Lindemann hatte nun offenbar Gelegenheit, hinter die Kulissen der Preisvergabe zu schauen, und berichtet darüber in „Eine Räuberpistole“ auf Welt Online.

Demnach kam es bei der diesjährigen Entscheidung der Jury über das beste internationale Spiel zu einem handfesten Eklat. Das favorisierte „Uncharted 2“ – eine Abenteuergeschichte ähnlich zu „Indiana Jones“ – fiel durch, weil darin geschossen wird. Da zwei weitere Nominierungen ebenfalls nicht in Betracht kamen, beschloss die Jury, den internationalen Preis nicht zu vergeben. Daraufhin protestierte die Industrie und drohte mit Entzug der Finanzen, so dass es letzte Woche zu einer Nachnominierung kam. Lindemann zu den Hintergründen:

Doch in all diesen Spielen kommt auch die eine oder andere Waffe vor, und das verbietet sich. Dafür steht vor allem Wolf-Dieter Ring, der Vorsitzende der Jury. Er ist gleichzeitig Präsident der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien und Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz – also jemand, der Medien eher überwacht als fördert. Ring bringt zu den Jury-Sitzungen manchmal eine Assistentin mit, die geringschätzig den Kopf schüttelt, wenn einer der Jüngeren für ein Spiel spricht, in dem auch geschossen wird. Das Schießen ist aber aus dem Videospiel so wenig wegzudenken wie aus dem Fußball. Dabei kann man von keinem der genannten Spiele behaupten, es sei ein „Gewaltspiel“. Gewalt wird im elektronischen Spiel grundsätzlich anders bewertet als im Kino. Großen Jubel von allen Seiten, auch von Bernd Neumann, erntete unlängst Tarantinos „Inglourious Basterds“ – ein Film, wo Menschen skalpiert werden, eine Familie mit Kindern getötet und ein Kopf gut sichtbar mit Knüppeln zertrümmert wird. Eine Gewaltdebatte fand nicht statt.

Ring ist selbstredend auch ein eifriger Verfechter der geplanten Novellierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) und er ist von CDU/CSU als Sachverständiger für die  Enquête-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ benannt.

PS: Nach der geplanten Novelle des JMStV müsste die Verlinkung auf das Spiel in diesem Blog mit einer Altersfreigabekennzeichnung (ab 16 Jahre) verbunden werden, ansonsten bestünde die Gefahr, dass ein Jugendschutzfilter das Aufrufen der Seite/des Blogs vollständig blockierte.

3 Kommentare zu “Hinter den Kulissen des Deutschen Computerspielpreises”

  1. Anonymous sagt:

    Aufgelesen und kommentiert 2010-04-29…

    Die Pflegemafia will endlich richtig abkassieren Staatliche Betriebswirtschaft – Ökonomischer Völkermord 270.000 Vollzeitstellen weniger als 2009 Volksverblödung und Demokratieabbau Hessische CDU verlangt von Linkspartei Entschädigung für SED-Opfer N…

  2. […] dieser Stelle war schon darauf hingewiesen worden, dass hinter den Kulissen des Deutschen Computerspielpreises […]

  3. […] letzten Jahr (wir berichteten) musste das Abenteuerspiel „Uncharted 2“, in dem auch geschossen wird, von der […]