DIGITALE LINKE
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Heveling diskutiert mit Regisseuren über Urheberrecht

Der Retter Digitaliens kämpft weiter: Ansgar Heveling wird heute Abend in Berlin auftreten und über die Online-Verwertung von Film und Fernsehen diskutieren. Es scheint sein erster öffentlicher Auftritt zum Thema Urheberrecht seit seinem viel beachteten Handelsblatt-Artikel zu sein. Hevelings Name steht auf dem Programm einer Berlinale-Podiumsdiskussion, die sich um das Thema „Online-Verwertung von Filmen und Fernsehwerken“ dreht. Fairerweise muss man dazusagen, dass diese Veranstaltung schon lange vor Hevelings Artikel angekündigt war. Veranstaltet wird sie vom Bundesverband Regie, das ist die Interessenvertretung der Film- und Fernsehregisseure in Deutschland.

„Zentrales Instrument des Vertriebs wie des Konsums von Film- und Fernsehwerken dürfte zukünftig die Online-Verbreitung werden“, schreiben die Regisseure in ihrer Ankündigung. „Es ist wahrscheinlich, dass dies weit über die bereits bestehenden, in Deutschland bisher nur zögerlich angenommenen on-demand-Dienste hinausgehen wird.“ Die Wahrnehmung von Film und Fernsehen werde zukünftig in stärkerem Maße jenseits der bisher gewohnten räumlichen und zeitlichen Gebundenheit eines Fernseh- oder Kinoprogramms stattfinden. „Hier soll es darum gehen, wie, in welchem Umfang, unter welchen programm- und werkästhetischen Bedingungen und unter welchen wirtschaftlichen und rechtlichen Voraussetzungen die online-Distribution von Film- und Fernsehwerken erfolgen kann. Werden sich feste Programmformen und -orte auflösen, und welche Anordnungen treten an deren Stelle?“

Neben Heveling stehen weitere einschlägig bekannte Namen auf dem Programm. Die Grünen fahren ihre geballte netzpolitische Kompetenz auf und schicken Helga Trüpel (MdeP). Vom ZDF kommt Justitiar Peter Weber, um erneut für eine Regelung des Umgangs mit verwaisten Werken unter Einbeziehung der Verwertungsgesellschaften zu werben. Es gibt noch einmal Gelegenheit, Urban Pappi kennenzulernen, den neuen Vorsitzenden der VG BildKunst, Nachfolger von Gerhard Pfennig. Auch Regisseur Hans W. Geißendörfer und Alexander Thies von der ProduzentenAllianz sind mit von der Partie. Moderieren wird Regisseur Jobst Oetzmann.

Die Regisseure kämpfen seit Jahren darum, dass das Urhebervertragsrecht in die Praxis umgesetzt wird, sie also eine angemessene Vergütung für ihre Arbeit erhalten. Der Verband hat ein Schlichtungsverfahren mit dem ZDF angestrengt, das daraufhin eine negative Feststellungsklage gegen den Urheberverband eingereicht hat. Die Fernsehsender weigern sich, Urhebern eine angemessene Vergütung zu zahlen, und behaupten, nicht sie seien dafür zuständig, sondern die Produzenten. Das Bundesjustizministerium lässt die Urheber dabei seit Jahren im Regen stehen.

Die Veranstaltung findet heute Abend von 18.00-20.30 Uhr in der Landesvertretung des Saarlands statt: In den Ministergärten 4, 10117 Berlin.

2 Kommentare zu “Heveling diskutiert mit Regisseuren über Urheberrecht”

  1. Erbloggtes sagt:

    Vielleicht sagt dortja zumindest jemand dem Heveling (und der Trüpel auch), dass die Urheber (und das sind beim Film m.E. nicht nur die Regisseure) nichts von Verschärfungen des Urheberrechts haben.
    Damit Urheber gerecht für ihre Erfolge entlohnt werden, bräuchte es nicht nur ein neues, anderes Urheberrecht, sondern auch andere Formen der Filmproduktion und Finanzierung. Um mal was „linkes“ zu sagen: Die Produktivkräfte im Filmgeschäft entsprechen schon länger nicht mehr der Verteilung der Produktionsmittel. In der Distribution ist das ebenso wie in der Produktion.

  2. drikkes sagt:

    Die Ankündigung liest sich doch ganz flott. Letztes Jahr beim Medienforum NRW waren sich noch alle Mitdiskutanten in ähnlich besetzter Diskussionsrunde darin einig, daß es eine Verwertungshierarchie gebe und auch weiterhin geben müsse. Erst Kino, dann DVD (Kauf/Verleih), danach TV und ganz am Ende könne man Filme ja auch ins Internet stellen, um noch den letzten Euro rauszuholen.

    Und da waren sich sowohl EU-Beauftragte und Fernsehredakteure sowie Filmregisseure einig. Denn man könne wegen der Internationalität die Werke nicht früher ins Netz bringen. Wenn ein französischer etwa in Finnland keinen Kinoverleih findet, dann muß er sozusagen eine Runde aussetzen, wäre ja unfair den anderen gegenüber. Das läge wiederum am komplizierten, vielschichtigen Förder- und sonstigen Geldgeberwesen zur (Re-)Finanzierung eines Films.